Christine Brückner – Ihr Leben und Wirken

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Christine Brückner – Ihr Leben im Wandel der Zeit

Christine Brückner wurde am 10. Dezember 1921 als Christa Emde im hessischen Schmillinghausen, unweit von Bad Arolsen, geboren. Als Tochter des Dorfpfarrers Carl Emde erlebte sie in diesem landwirtschaftlich geprägten Örtchen mit wenigen hundert Einwohnern eine glückliche Kindheit, die ihr protestantisches Weltbild prägte und großen Einfluss auf ihr späteres Schaffen haben sollte.

1934, als der Besuch des Gymnasiums anstand, erfolgte der Umzug ins nahe Arolsen und wenige Jahre später nach Kassel, wo sie 1941 das Abitur ablegte. Schon früh hatte sie sich für Literatur und Kunstgeschichte interessiert, wurde allerdings während der Kriegsjahre in Kassel und Halle als Buchhalterin beinahe fünf Jahre lang dienstverpflichtet. Kurz nach Kriegsende legte sie ihr Examen als Diplombibliothekarin erfolgreich ab, um danach für ein Studium der Volkswirtschaft, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Psychologie nach Marburg zu gehen. An der dortigen Universität leitete sie zwei Semester lang die so genannte Mensa Academica und trat erstmals aktiv schreibend in Erscheinung als Verfasserin von Artikeln in der Nürnberger Zeitschrift „Frauenwelt“.

Leben konnte sie davon freilich noch nicht, und so verdiente sie ihren Lebensunterhalt zunächst in verschiedenen Funktionen, wobei sie ihre Vielseitigkeit unter anderem als Köchin und Kantinenleiterin, als Buchhalterin und schließlich auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Kunstinstitut Marburg täglich unter Beweis stellte.

Durch ihre Heirat mit dem ein Jahr älteren Kermik-Künstler und Industriegestalter Werner Brückner 1948 kam die von nun an als Christine Brückner bekannte junge Frau in zunehmenden Kontakt mit der Welt der Kunst. Es dauerte freilich noch einige Jahre, bis sie selbst als Kunstschaffende in Erscheinung trat. Dies geschah dann jedoch auch gleich mit einem Paukenschlag: der Bertelsmann Verlag hatte 1954 einen Romanwettbewerb ausgelobt, um neue Talente zu finden, die für das wachsende Unternehmen schreiben sollten. Christine Brückner verfasste zu diesem Anlass einen Roman von gut 200 Seiten Umfang, den sie anonym einschickte. Das Manuskript dieses Erstlingswerks war so gut, dass es auf Anhieb den ersten Preis gewann und unter dem Titel „Ehe die Spuren verwehen“ bis heute in mehr als 30 Auflagen erschienen ist.

Ehe die Spuren verwehen

Das Erstlingswerk „Ehe die Spuren verwehen“

Von da an war Christine Brückner finanziell abgesichert und konnte sich ganz auf das Schreiben von Romanen und Erzählungen konzentrieren. So schuf sie in zunächst wechselnden Wohnsitzen in Deutschland, Frankreich, Italien und Griechenland ein Oevre aus Romanen und Erzählungen sowie Kinder- und Jugendbüchern und sonstigen Schriften, das eine 20-bändige Werkausgabe des Ullstein-Verlages füllt und mit Auszeichnungen und Ehrungen förmlich überhäuft wurde.

Ihr schriftstellerischer Erfolg hielt auch nach der Trennung von ihrem ersten Mann 1958 an, und nachdem Christine Brückner Anfang der 60er Jahre wieder in Kassel sesshaft geworden war, lernte sie dort den Schriftstellerkollegen Otto Heinrich Kühner kennen, den sie 1967 ehelichte. In dem gleichaltrigen Allround-Künstler, der auch als Lektor, Dramaturg und Maler reüssierte, fand sie eine kongeniale Seele, mit welcher sie nicht nur die letzten drei Jahrzehnte ihres Lebens teilte, sondern auch gemeinsam arbeitete und wirkte. So gründete das Ehepaar 1984 die Brückner-Kühner-Stiftung mit Sitz in Kassel, die sich bis heute der zeitgenössischen Literatur und Sprachkultur widmet und seit 1985 den Literaturpreis für grotesken Humor verleiht.

Neben diesen Aufgaben war Christine Brückner, die inzwischen zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen Deutschlands gehörte, auch als Herausgeberin sowie von 1980 bis 1984 als Vizepräsidentin des PEN-Clubs aktiv. Die 1987 als Ehrenbürgerin von Kassel geehrte Christine Brückner verstarb nach einem wahrhaft erfüllten Leben am 21. Dezember 1996 im Alter von gerade einmal 75 Jahren an einem Gehirntumor, nur wenige Wochen nach dem Tod ihres zweiten Mannes. Das Grab des Ehepaares Brückner/Kühner befindet sich auf dem Dorffriedhof von Christines Geburtsort Schmillinghausen. Ihr Wohnhaus in Kassel ist bis heute unverändert erhalten geblieben und dient als Museum zum Andenken an Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner.

Die bekanntesten Werke

Brückners Ruhm gründete sich natürlich auf ihr Erstlingswerk „Ehe die Spuren verwehen“. Dieser Roman handelt von einem Sparkassendirektor, dessen geregeltes Leben ins Wanken kommt, als er mit seinem Auto eine junge Frau überfährt, die bei diesem Unfall zu Tode kommt. Trotzdem – oder vielleicht gerade, weil – es sich bald herausstellt, dass die Frau selbst schuld ist an ihrem Tod, beginnt der Mann damit, das Leben des Unfallopfers zu erforschen. Er begibt sich damit auf eine titelgebende Spurensuche in die Vergangenheit, die auch eine Suche nach ihm selbst wird. – Bereits in ihrem Erstlingswerk hat Christine Brückner einen glänzenden Schreibstil bewiesen und Tiefsinn, Naturverbundenheit und den Schuld-und-Sühne-Komplex in ein ergreifendes Werk gebannt, das bereits im Erscheinungsjahr 1954 eine Auflage von nicht weniger als 376 Tausend Exemplaren erlebte. „Ehe die Spuren verwehen“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt und auch verfilmt.

Der Erfolg dieses Romans gewährte Christine Brückner finanzielle Sicherheit und damit die Möglichkeit, sich ganz auf die Schriftstellerei zu konzentrieren. In den nächsten 30 Jahren erschienen nicht weniger als 16 weitere Romane und Erzählungen, die, oft mit viel Witz und immer mit profunder Menschenkenntnis geschrieben, das Thema „Frauen“ zur Grundlage haben. Das erzählerische Werk thematisiert immer wieder die weibliche Selbstverwirklichung, Liebe und Anerkennung, aber auch die Leistungen der Frauen gerade in der schweren Nachkriegszeit.

Ein Frühling im Tessin – Der Roman erschien 1960

Der 1960 erschienene Roman „Ein Frühling im Tessin“ erzählt in höchst amüsanter Weise von einem Scheidungsanwalt, der zusammen mit seiner Frau einige Tage im Tessin ausspannen will. Dass sowohl er als auch seine Frau noch einen jeweils anderen Partner dabei haben, macht die ganze Geschichte sehr amüsant und kurzweilig. Hier wie in anderen Werken Brückners flossen eigene Erfahrungen der Autorin aus ihrer Zeit im europäischen Ausland spürbar mit ein: durch ihre wechselnden Wohnsitze konnte Brückner stets aus erster Hand erzählen, was der Qualität der Werke natürlich sehr förderlich war.

1975 erfolgte die Erstausgabe von „Jauche und Levkojen“, die zusammen mit den beiden Folgebänden „Nirgendwo ist Poenichen“ (1977) und „Die Quints“ (1985) die berühmte Poenichen-Trilogie bildet. Die Trilogie erzählt im Stil des Bildungsromans die Geschichte der Enkelin eines Gutsbesitzers aus Hinterpommern. Ende des Ersten Weltkriegs geboren, muss Maximiliane Quindt sich nach einer Jugend in der Zeit der Weimarer Republik durch eine von Wirtschaftskrisen, Krieg und Vertreibung geprägte Welt schlagen, um sich dann im Wiederaufbau zu bewähren. Die gesamte Trilogie wurde verfilmt und zählt mit zu den populärsten Werken von Christine Brückner, weil sie die Erfahrungen vieler Leserinnen aufgreift, die sich in der Person der Maximiliane wiederfinden und gleichzeitig Trost und Aufmunterung erfahren. Die ausgefeilte Erzählweise der Trilogie orientiert sich so eng an Theodor Fontane, dass Brückner seither oft als „Fontanes Enkelin“ bezeichnet wurde.

1983 erschien „Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“, ein Theaterstück, welches bekannte Frauen der Kulturgeschichte zu Wort kommen lässt. Den Frauengestalten der griechischen Mythologie über Christiane Vulpius und Effi Briest bis hin zu Gudrun Ensslin legt Brückner Monologe in den Mund, die teils tiefschürfend, teils humoristisch, auf jeden Fall immer brillant formuliert, über ihre Gefühle, ihre Ängste und ihre Träume sprechen und so ein besonders abwechslungsreiches und interessantes Stück „Frauenliteratur“ im besten Sinne des Wortes ergeben.

Als Kinderbuchautorin war Brückner ebenfalls sehr erfolgreich, was besonders ihre Momoko-Bilderbücher bewiesen, die sie zusammen mit ihrer japanischen Kollegin Chihiro Iwasaki herausgab.

Einige der Werke Christine Brückners, besonders die Poenichen-Trilogie, erzielten riesige Auflagen, und nicht selten sind ihre Werke deshalb abwertend als „Unterhaltungsliteratur“ bezeichnet worden. Dabei wurde jedoch übersehen, dass Brückner sich stets einem durch ihr protestantisch-ländliches Elternhaus geprägten moralischen Wertesystem verbunden fühlte. Sie selbst sah sich als „Analytikerin der heutigen Frau“ und behandelte Frauenthemen wie Liebe, die Suche nach Sinn und Selbstverwirklichung in nicht selten schwerer Zeit, ohne dabei je ins Kitschige abzugleiten. Die Gesamtauflage der Werke von Christine Brückner geht in die Millionen.

Arbeit als Herausgeberin

Neben ihrem umfangreichen literarischen Oevre engagierte sich Christine Brückner auch sehr erfolgreich als Herausgeberin, eine Tätigkeit, mit welcher sie schon 1960 reüssierte, nur wenige Jahre nach dem Erfolg ihres Erstlingswerkes von 1954. Für das kleine Bändchen „Botschaften der Liebe in deutschen Gedichten des 20. Jahrhunderts“ wählte Brückner zeitgenössische Liebeslyrik des 20. Jahrhunderts aus, welche in exemplarischer Form Liebe, Lust und Leid insbesondere aus weiblicher Sicht darstellten und die deshalb mit dem literarischen Hauptanliegen von Christine Brückner absolut konform gingen.

Christine Brückner wählte die von ihr herauszugebenden Werke sehr sorgfältig unter dem Kriterium aus, ob diese ihre schriftstellerische Tätigkeit sinnvoll ergänzten. Damit lag ihr Hauptaugenmerk auf der Literatur ihrer Zeit, die sich derselben Themen annahm, die auch Brückner selbst bewegten und die sie in ihren eigenen Werken immer wieder reflektierte. Damit war die Bandbreite der in Frage kommenden Werke bereits fest umrissen: sie sollten die Stellung und die Bedeutung der Frauen in und für die Gesellschaft widerspiegeln, in lyrisch-poetischer Form Liebe und Freundschaft, aber auch Enttäuschung und Trauer thematisieren und im Idealfall eine Verbundenheit zur Heimat, ihrer Geschichte und ihren Menschen zur Grundlage haben. Eine christlich-gläubige Prägung war Christine Brückner dabei ebenso wichtig, wie sprachliche Anmut und Stil.

Ebenfalls eine Gedichtsammlung war der Band „An mein Kind. Deutsche Gedichte des 20. Jahrhunderts“, der 1962 erstmals erschien. Den Titel „An mein Kind“ wählte Brückner, weil das 20. Jahrhundert – ihr Jahrhundert – bisweilen auch als „Jahrhundert des Kindes“ bezeichnet worden war. Die enthaltenen Gedichte bilden gleichsam eine Zwiesprache zwischen geborenen wie ungeborenen Kindern und den Eltern, die ihnen Trost schenken in schwierigen Zeiten, ihnen helfen, das Glück des Augenblicks zu empfinden und gleichzeitig Mut machen für die Zukunft.

Nach über 20-jähriger Pause ihrer herausgeberischen Tätigkeit erschien dann endlich 1984 „Juist. Ein Lesebuch“, das dem Leser in poetischer Form die Nordseeinsel Juist näher bringt. Die Texte von Autoren wie Alfred Andersch, Peter Härtling, Ludwig Verbeek und vielen anderen wurde mit Zeichnungen von Liebhabern der Insel Juist illustriert und fangen die Atmoshpäre dieser Gegend in glänzender Weise ein. Sie sind bis heute noch für jedermann von Interesse, der Insel und Wattenmeer liebt.

Juist – Ein Lesebuch Erschienen 1984

1986 schloss sich der Band „Lesezeit. Eine persönliche Anthologie“ an, in welchem Christine Brückner Texte verschiedener Autoren sammelte, die sie damit gleichsam als Gäste einlud. Darunter finden sich Personen aus der Literatur ebenso wie tatsächlich existierende Menschen, wie Penelope, die Frau Rath Goethe und das Schulmeisterlein Wutz bis hin zu Loriot, die ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Betrachtungen über Glück und Leben anstellen.

„Mein Pummerer-Brevier“ ist eine heiter-groteske Lyrik von Otto Heinrich Kühner, dem zweiten Ehemann von Christine Brückner, mit dem zusammen sie auch als „einzige funktionierende Autorengemeinschaft“ Deutschlands bezeichnet wurde. Seine sicherlich bekannteste literarische Schöpfung war die als „Pummerer“ bezeichnete Kunstfigur, die lange Zeit in einigen der größten deutschen Zeitungen, so in der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Rundschau und der Zeit, ihr „poetisches Unwesen“ trieb. Die Höhepunkte aus der „Vita“ des Pummerers wählte Chrisine Brückner aus und gab sie in diesem Brevier 1996 heraus, wenige Monate, bevor sowohl der Verfasser, ihr Mann Otto Heinrich Kühner, als auch sie selbst verstarben.

Ehrungen und Auszeichnungen

Die erste Auszeichnung für Christine Brückner war natürlich der erste Preis für ihren anonym eingesandten Roman „Ehe die Spuren verwehen“, der bis heute zu ihren meistgelesenen Werken zählt. Von da an zählte Brückner bis zu ihrem Tod 1996 zu den festen Größen der deutschen Gegenwartsliteratur, was sich auch in einer Vielzahl von Ehrungen und Auszeichnungen niederschlug.

Kritiker, die Brückners Werk als „zu seicht“ schmähten, wurden im Jahr 1982 schon dadurch widerlegt, dass Christine Brückner die Goethe Plakette des Landes Hessen aus den Händen des hessischen Kultusministers erhielt. Mit der Goethe Plakette werden nur Personen geehrt, die „über die Erfordernisse ihres Berufes hinaus die Kunst und Kultur gefördert und geprägt haben“. Christine Brückner erfüllte diese Anforderungen wie kaum sonst jemand, engagierte sie sich über ihr erzählerisches Oevre hinaus doch auch als Autorin von Kinderbüchern und als Herausgeberin von Anthologien und Gedichtbänden sowie ganz besonders in der Förderung von Kunst und Kultur ihrer Heimat.

Gerade für diese letztgenannten Aktivitäten wurde Brückner fünf Jahre später, im Jahr 1987, zur Ehrenbürgerin der Stadt Kassel ernannt. Diese höchste von der Stadt vergebene Auszeichnung wurde Christiane Brückner für ihre besonderen Verdienste um das Ansehen der Stadt Kassel im In- und Ausland verliehen. Mit ihrem Bekenntnis zu Kassel und ihrer Förderung der Gegenwartsliteratur und Kunst hat Christiane Brückner geholfen, Kassel als Kulturstadt national wie international zu einem Begriff werden lassen. Diese Ehrenbürgerwürde wurde übrigens seit 1830 nur an insgesamt 39 Personen verliehen! Brückner, selbst keine gebürtigen Kasselerin, hatte sich die Stadt und ihre Bevölkerung „schreibend vertraut gemacht“ und empfand für die Stadt und ihre Menschen keine blind machende, sondern eine erkennende Liebe, die in langen Jahren wuchs und sich festigte.

Ganz ähnlich waren die Beweggründe für die Verleihung des Hessischen Verdienstordens an Christiane Brückner im Jahre 1990. Dieser Orden war erst ein Jahr zuvor überhaupt eingeführt worden, und so zählte Brückner mit zu den ersten Preisträgern, die für ihre „hervorragenden Verdienste um das Land Hessen und seine Bevölkerung“ vom Hessischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet wurden. Für die stets heimatverbundene Christine Brückner war die Auszeichnung eine besondere Freude und Anerkennung, war sie doch nie müde geworden, ihre Heimat immer wieder in allen Aspekten zu beschreiben und somit Zeitdokumente zu schaffen, die dem Leser ihre Region in der Nachkriegszeit bis heute näher zu bringen geeignet sind.

Großes Verdienstkreuz

Das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik, welches die Autorin kurz vor Ihrem Tod verliehen bekam

1991 folgte die bis dahin höchste Auszeichnung, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, das ebenfalls „für besondere Leistungen“ vom Bundespräsidenten verliehen wird. Fünf Jahre später, kurz vor ihrem Tode, erhielt sie dann das Große Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk. Weitere Informationen über Ordensträger und die einzelnen Ordensstufen stellt die Gemeinschaft Deutscher Ordensträger mittels Ihrer Internetpräsenz zur Verfügung.

Christine Brückner wurde zudem die besondere Ehre zuteil, dass eine Schule nach ihr benannt wurde, eine Auszeichnung, die nur wenigen Menschen vergönnt ist: die kooperative Gesamtschule in Bad Emstal unweit von Kassel nennt sich heute „Christine-Brückner-Schule“ (CBS), womit die besondere Verbundenheit der Region mit der Schriftstellerin zum Ausdruck gebracht wird.

Die Stiftung Brückner-Kühner

Die Stiftung Brückner-Kühner mit Sitz in Kassel wurde bereits 1984 von dem Ehepaar Brückner/Kühner gegründet mit der Aufgabe, die zeitgenössische Literatur sowie die Kultur der deutschen Sprache zu fördern. Zentrales Anliegen der Stiftung Brückner-Kühner war es von Anfang an, besonders die humoristische Literatur und das Komische in der Gegenwartsliteratur zu unterstützen und zu fördern. Dabei gilt ein Hauptaugenmerk auch den modernsten Formen von Literatur auf nationaler wie internationaler Ebene. Nach dem Ableben des Schriftstellerpaares wurde ein weiteres Aufgabengebiet der Stiftung die Erinnerung an das Leben und das Werk der Stiftungsgeber.

Schon ein Jahr nach Gründung der Stiftung Brückner-Kühner wurde 1985 erstmals der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor vergeben, der vor allem für Otto Heinrich Kühner von besonderer Bedeutung war. Einmal pro Jahr wird seither dieser mit jeweils 10.000 € dotierte Preis vergeben Er ist laut Satzung für Autoren gedacht, deren „Werk vom Grotesk-Komischen auf hohem künstlerischen Niveau geprägt ist“. Damit wird in exemplarischer Weise die Vorliebe für das Groteske und Komische mit der Liebe zu einer von hoher Formulierungskunst geprägten Sprache verbunden, die Christine Brückner ein Leben lang bewiesen und gelebt hat. Der Preisträger wird alljährlich von einer Jury in Zusammenarbeit mit der Stadt Kassel aus Vorschlägen von verschiedenen Verlagen ausgewählt. Die Preisverleihung selbst erfolgt im Rathaus von Kassel.

rathaus kassel

Im Rathaus zu Kassel findet die alljährliche Verleihung des Kasseler Literaturpreises für grotesken Humor statt

Es ist kein Wunder, dass der allererste Preisträger der bekannte Humorist Vicco von Bülow alias Loriot war: wie wohl kein zweiter Künstler seiner Zeit hat Loriot alle Voraussetzungen für diesen Preis erfüllt, der ihm 1985 verliehen wurde. Unter den Preisträgern der Folgejahre finden sich Namen wie Ernst Jandl, Volker Klotz oder Ulrich Holbein.

Seit 2004 lobt die Stiftung Brückner-Kühner auch noch alljährlich den „Förderpreis Komische Literatur“ aus, der grundsätzlich nur an Autoren vergeben wird, die das 40. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Dieser Preis ist mit 3.000 € dotiert.

Nach dem Ableben des Ehepaares Ende 1996 wurde ihr Wohnhaus in der Hans-Böckler-Strasse 5 in Kassel ab 1997 Sitz der Geschäftsstelle der Stiftung Brückner-Kühner, es dient seither gleichzeitig als Museum zur Erinnerung an Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner und kann besichtigt werden.

Neben diesen Preisen versteht sich die Stiftung Brückner-Kühner, ganz im Sinne des Ehepaares, vor allem als Zentrum zeitgenössischer Literatur, in welchem verschiedenste Aktivitäten, wie etwa Lesungen und Ausstellungen organisiert werden. Diese müssen humoristische literarische Werke zum Thema haben und in Bezug auf ihre Sprachkunst den Ansprüchen der Stiftungsgeber Genüge leisten.

Alle zwei Jahre organisiert die Stiftung Brückner-Kühner das Kasseler Komik Kolloquium, das inzwischen auch international viel Beachtung gefunden hat, da es in seiner Form und mit seiner ausschließlichen Betonung der grotesken und komischen Literatur einzigartig in Europa ist. Nur hier gibt es tatsächlich eine echte „Humorforschung“, die sich mit den kulturellen Hintergründen für das Entstehen von Komik, die Bedeutung des Humors ganz allgemein und dessen Verwendung in Literatur und Kultur beschäftigt. Abgehalten wird das Kolloquium in einer drei Tage währenden wissenschaftlichen Fachtagung, während welcher bekannte Humorforscher aus verschiedensten Bereichen ein speziell festgelegtes Thema im Bereich der Komik diskutieren. Nach dem Ende einer jeden Tagung werden deren Ergebnisse in einem neuen Exemplar der Schriftenreihe „Kulturen des Komischen“ niedergelegt und damit der Öffentlichkeit zugängig gemacht.

Finanziert werden die zahlreichen Aufgaben der Stiftung Brückner-Kühner vor allem aus dem Nachlass des Ehepaares, das seinen gesamten Besitz, das Haus sowie sein eigenes literarisches Vermächtnis in diese Stiftung einbrachte.

Fotonachweis: Flophila88 (Großes Bundesverdienstkreuz) – © Thomas Becker – Fotolia.com (Kasseler Rathaus)

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