
Warum Preppen heute aktueller denn je ist
Krisen sind längst kein abstraktes Konzept mehr. Pandemie, Energieengpässe, Überschwemmungen, politische Instabilitäten – die Liste der Ereignisse, die unseren Alltag plötzlich aus den Fugen bringen können, wird länger.
Inmitten dieser Entwicklungen gewinnt eine Bewegung zunehmend an Bedeutung: das Preppen. Ursprünglich in den USA entstanden, hat sich die Idee der individuellen Krisenvorsorge auch in Deutschland etabliert. Preppen bedeutet, auf den Ernstfall vorbereitet zu sein – mit Vorräten, Plänen und einer mentalen Einstellung, die Selbstverantwortung in den Mittelpunkt stellt.
Der Staat rät zur Vorsorge: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt einen Vorrat an Lebensmitteln und Trinkwasser für mindestens zehn Tage – eine Empfehlung, die längst nicht mehr nur als paranoide Maßnahme belächelt wird. Auch Medienberichte, wie der des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), zeigen: Krisenvorsorge ist angekommen in der gesellschaftlichen Mitte.
Was bedeutet „Preppen“?
Das Wort „Preppen“ leitet sich vom englischen Verb to prepare (sich vorbereiten) ab. Prepper sind Menschen, die sich aktiv auf mögliche Krisen vorbereiten – unabhängig davon, ob es sich um Naturkatastrophen, politische Unruhen oder Versorgungsausfälle handelt. Die Szene reicht von Minimalisten mit einem Notfallrucksack bis hin zu Menschen, die autarke Bunker bewohnen und über Jahre hinweg Vorräte horten.
Der Ursprung der Bewegung liegt in den USA, wo insbesondere nach dem Kalten Krieg, den Terroranschlägen vom 11. September und den Hurrikans der 2000er Jahre das Bedürfnis nach Selbstversorgung wuchs. In Deutschland wurde die Bewegung vor allem nach der Flüchtlingskrise 2015, der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg zunehmend sichtbar. Auch der Blackout-Alarm durch Hackerangriffe oder Sabotage an Infrastrukturen befeuerte die Sorge vor plötzlichen Notlagen.
Motivationen und Profile von Preppern
Die Gründe, warum Menschen sich mit Krisenvorsorge beschäftigen, sind vielfältig. Für manche ist es ein tiefes Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen. Für andere schlicht eine rationale Konsequenz aus globalen Unsicherheiten. Dabei sind Prepper nicht pauschal als Extremisten oder Verschwörungstheoretiker zu begreifen – ein weit verbreitetes Vorurteil.
Viele Menschen wollen sich einfach nicht mehr allein auf Behörden und Strukturen verlassen, deren Stabilität sie zunehmend infrage stellen. Andere wiederum finden schlicht Beruhigung in der Gewissheit, vorbereitet zu sein. Die Bewegung ist dabei äußerst heterogen: darunter finden sich Ingenieure, Lehrer, Landwirte, Rentner, junge Familien – Menschen mit einem pragmatischen Verständnis von Vorsorge.
Ein Gespräch mit einem deutschen Prepper, wie im RND-Bericht dargestellt, offenbart: Preppen bedeutet nicht zwangsläufig Isolation oder Misstrauen – sondern Planung und Verantwortungsbewusstsein. Dabei geht es nicht nur um materielle Vorräte, sondern auch um Wissen: Wie verhalte ich mich im Katastrophenfall? Wie versorge ich mich ohne Strom? Wie organisiere ich meine Familie?
Offizielle Empfehlungen zur Krisenvorsorge
Der deutsche Staat rät mittlerweile explizit zur Eigenvorsorge – nicht zuletzt, um die Bevölkerung im Ernstfall zu entlasten. Das BBK empfiehlt in seiner Broschüre „Katastrophenalarm – Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ unter anderem:
- Trinkwasservorrat: 2 Liter pro Person und Tag für 10 Tage = 20 Liter pro Person.
- Lebensmittelvorrat: Vorräte für 10 Tage, bevorzugt haltbare Lebensmittel wie Reis, Nudeln, Konserven, Zwieback.
- Medikamente und Hygieneartikel: Persönlich notwendige Arzneimittel, Desinfektionsmittel, Toilettenpapier.
- Notfallradio und Taschenlampe: idealerweise batteriebetrieben oder mit Kurbel.
- Dokumente: In Kopie griffbereit – Personalausweis, Versicherungspapiere, Notfallkontakte.
Besonders wichtig ist auch ein Notfallrucksack, der im Falle einer Evakuierung mitgenommen werden kann. Er sollte neben Verpflegung auch wichtige Dokumente, Kleidung, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung und ggf. ein mobiles Ladegerät enthalten. Detaillierte Checklisten finden sich auf der Website des BBK oder auch im oben verlinkten RND-Beitrag.
Einblick in die Praxis: Besuch bei einem Prepper
Ein aufschlussreicher Blick hinter die Kulissen bietet der Bericht des RND über einen deutschen Prepper. Der Mann aus Niedersachsen führt die Journalistin durch sein Haus, zeigt Vorratsregale, Wasserfilteranlagen, Solarladegeräte und erläutert seine Pläne für den Krisenfall. Er betont, dass sein Ziel nicht Angst, sondern Sicherheit sei.
Sein Ansatz ist strukturiert und reflektiert: Er dokumentiert seine Vorräte in Listen, rotiert regelmäßig die Bestände und informiert sich über aktuelle Entwicklungen. Was ihn motiviert, ist das Gefühl der Eigenverantwortung – nicht aus einer Verschwörungshaltung heraus, sondern aus einer pragmatischen Lebenserfahrung.
Er schildert auch, wie wichtig Notfallpläne sind: „Wenn der Strom ausfällt, weiß ich genau, was zu tun ist – von der Kommunikation über das Notstromaggregat bis hin zur Nachbarschaftshilfe.“ Der Artikel zeigt: Preppen kann auch sozial sein. Viele Prepper streben nicht nach Isolation, sondern planen Kooperation – mit Familie, Freunden oder der Nachbarschaft.
Abgrenzung zu extremen Positionen
Die Prepper-Szene hat in der Vergangenheit auch negative Schlagzeilen gemacht. In Einzelfällen wurden Gruppen bekannt, die rechtsextreme oder staatsfeindliche Ideologien vertreten. Diese radikalen Ausprägungen haben jedoch mit der eigentlichen Idee der Krisenvorsorge wenig zu tun. Viele organisierte Prepper-Gruppen distanzieren sich ausdrücklich von politischen oder extremistischen Haltungen.
Krisenvorsorge ist kein Zeichen von Paranoia, sondern von Weitsicht. Wichtig ist eine klare Trennung zwischen sinnvoller, faktenbasierter Vorbereitung und verschwörungsideologischer Weltflucht. Medien, Behörden und auch die Prepper selbst tragen Verantwortung dafür, diese Differenzierung deutlich zu machen.
Preppen als verantwortungsvolle Vorsorge
Preppen ist längst keine Randerscheinung mehr. In einer Welt, die sich immer schneller verändert, gewinnt die Fähigkeit, auf das Unerwartete vorbereitet zu sein, enorm an Bedeutung. Ob Stromausfall, Naturkatastrophe oder Versorgungsengpass – die persönliche Krisenvorsorge ist ein wichtiger Bestandteil gesellschaftlicher Resilienz.
Dabei geht es nicht um Weltuntergangsszenarien oder exzessive Selbstversorgung, sondern um eine realistische Einschätzung von Risiken und eine kluge Vorbereitung darauf. Wer vorsorgt, handelt nicht egoistisch, sondern verantwortungsbewusst – für sich, seine Familie und das Umfeld.
Der Staat unterstützt diese Haltung ausdrücklich – nicht nur durch Empfehlungen, sondern auch durch umfangreiche Informationsangebote. Wer sich näher informieren möchte, findet unter bbk.bund.de zahlreiche Ratgeber, Checklisten und Tools.