Kunst und Handwerk
Zwischen Kunst und Handwerk gibt es seit Jahrhunderten eine höchst lebendige Verbindung. Bereits die handwerklichen Zünfte im Mittelalter besaßen ein hohes Niveau an kreativer und fertigungstechnischer Qualität. Die Trennung der Kunst vom Handwerk und der Wissenschaft bildete sich erst beim Übergang vom 18. in das 19. Jahrhundert aus. Die reine Kunst nach dem heutigen Verständnis ist in die Teilbereiche Literatur, Musik, darstellende und bildende Kunst gegliedert. Das Handwerk stellt Waren her, die als normale Konsumgüter gelten. Zum Handwerk gehören Berufe wie Schreiner, Maler, Schneider, Weber oder Schuhmacher.
Das Kunsthandwerk steht in der Tradition des Handwerks, bei der Wert auf die künstlerische Gestaltung eines Objekts gelegt wird. Dabei sind die Grenzen zwischen Handwerk, Kunst und Design stets fließend.
Das Kunsthandwerk gibt den Dingen eine Seele
Kunsthandwerk versteht sich selbst als Gegengewicht zur industriellen Massenproduktion von Gebrauchs- oder Dekorationsgegenständen. Es möchte mit Form und Funktion überzeugen. Das gestaltende Handwerk ist heute in vielen Schaffensfeldern allgegenwärtig und ein ästhetischer Teil unseres Alltags. Besonders anschaulich zeigt sich das in den Bereichen der kunsthandwerklichen Bearbeitung der Materialien Keramik und Glas oder auch bei der Herstellung von Unikaten im Schmuckbereich. In jedem Fall ist das Kunsthandwerk ein Teilgebiet der angewandten Kunst. In einigen kunsthandwerklichen Bereichen existiert keine klare Trennung zwischen Kunst und Handwerk. Das ist zum Beispiel bei der Fotografie der Fall. Dort gehen technisches Können und kreatives Schaffen Hand in Hand.
Das Kunsthandwerk im Medium Buch
Auf diesen Seiten werden wir besonders gelungene Bildbände über das Kunsthandwerk vorstellen. Die Kunst und auch das Kunsthandwerk hat Fotografen schon immer dazu inspiriert, die Objekte im Bild festzuhalten. Einige Ergebnisse in Buchform werden wir hier im Text präsentieren. Diese Bildbände sind ein Genuss für das Auge und bieten dem interessierten Laien oder Fachmann eine Fülle von Inspirationen für die eigene Werkstatt. Entdecken Sie auf unseren Seiten illustrierte Bücher über die unglaublich vielfältige Welt des Kunsthandwerks!
Die Ausbildung zum Kunsthandwerker
In Deutschland existiert derzeit keine rechtlich geregelte Ausbildung für das Berufsbild des Kunsthandwerkers. Verschiedene Ausbildungsgänge bieten einen Zugang zu diesem interessanten Berufsbild. Wir stellen Ihnen einige davon vor. Wer mit dem Gedanken spielt, beruflich in diese Richtung zu gehen, sollte auf jeden Fall zunächst eine handwerkliche Ausbildung anstreben. Das ist eine gute Basis für eine Karriere als anerkannter Kunsthandwerker. Zwingend notwendig ist diese handwerkliche Ausbildung zwar nicht, aber die handwerklichen Fähigkeiten für ein bestimmtes Material, die in einer Lehre vermittelt werden sind Gold wert. Diese erste berufliche Qualifikation ebnet die weiteren Schritte in Richtung freier Künstler erheblich.
Was ist Kunsthandwerk
Unter Kunsthandwerk versteht man Gebrauchs- oder Ziergegenstände die unter ästhetischen Gesichtspunkten gestaltet sind. Oft wird die Bezeichnung Kunstgewerbe im gleichen Sinne verwendet. Das Kunsthandwerk lehnt sich stilistisch an vergangene Epochen der Kunstgeschichte an. Das hat es mit den freien Künsten gemeinsam. Bereits 1851 wurden auf der Weltausstellung in London kunstgewerbliche Arbeiten aus aller Welt präsentiert. Besonderes Interesse fanden damals Objekte aus dem exotischen und orientalischen Raum. Als Folge des großen Anklangs den die kunstgewerblichen Objekte beim Publikum fanden, wurde das erste Kunstgewerbemuseum gegründet. Als 1900 die Weltausstellung in Paris stattfand, wurden die ersten kunsthandwerklichen Objekte im Jugendstil vorgestellt. Damit setzte eine wirkliche Reform des gesamten Kunsthandwerks ein. Der Deutsche Werkbund und die Wiener Werkstätten wurden gegründet. Ein ganz besonders wichtiger Einschnitt in der Geschichte des Kunstgewerbes ist das von Gropius in Weimar gegründete Bauhaus. Damit wurde der erste Übergang zum Industriedesign geschaffen.
Eine kleine aktuelle Bestandsaufnahme zum Kunstgewerbe
Das Kunsthandwerk liegt heute in der Hand von unabhängig arbeitenden Handwerkskünstlern. Sie gestalten selbstständig oder nach Kundenauftrag ihre Objekte in den Bereichen Holz, Glas, Textilien, Keramik, Ton, Stein und vielen anderen Stoffen. Diese Unikate werden unter Umständen auch als Vorlagen für eine industrielle Serienproduktion verwendet. Das Kunsthandwerk bewegt sich heute in einer Nische zwischen der bildenden Kunst und dem Design. Bei engagierten Kunsthandwerkern gab es allerdings eine zunehmende Unzufriedenheit mit dieser wenig griffigen Definition über die Position des künstlerisch orientierten Handwerks. Deshalb wurde im Jahr 2007 eine neue Debatte um das Thema angestoßen. Eine Bewegung mit dem Titel Neocraft formierte sich. Innerhalb dieser weltweiten Bewegung wird die Bedeutung des Kunsthandwerks in der technisierten und globalisierten Gesellschaft untersucht. Neocraft ist inzwischen ein anerkannter Sammelbegriff für die angewandte Kunst, das Kunsthandwerk und die Grafik. Dabei wird größter Wert auf die Tatsache gelegt, dass alle Werke durch eine handwerkliche Arbeit entstehen. Der Fokus liegt auch auf ausgewählten Materialien und Arten der Produktion die mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit im Einklang stehen. Damit distanzieren sich die Kunsthandwerker entschieden von der schnelllebigen und globalisierten Massenproduktion von künstlerischen Objekten.
Die verschiedenen Bereiche des Kunsthandwerks
Es gibt kein Handwerk, welches nicht auch einen Platz im Kunstgewerbe einnehmen würde. Alle Materialien sind in diesem Bereich vertreten. Das Handwerk in Kunstform arbeitet mit Glas, Silber, Gold, Holz, Textilien, Papier, Keramik, Metalle oder auch Stein. Viele Arbeiten weisen einen regionalen Bezug auf. Entweder in Hinsicht auf den Stil oder die Auswahl der Materialien. So entwickelten sich zum Beispiel aus einigen bäuerlichen Traditionen wie dem Blaudruck oder dem Korbflechten zeitgemäße Umsetzungen für den kunstgewerblichen Bereich.
Ausbildung zum Kunsthandwerker
Die Ausbildung zum Kunsthandwerker – so breit gefächert wie der Beruf selbst
Als Basis für die Tätigkeit ist eine Ausbildung in einem Handwerksberuf optimal aber nicht unbedingt notwendig. Als Geselle oder Meister beherrscht man ein Handwerk von Grund auf, das ist sehr nützlich für die individuelle Fortbildung zum Kunstgewerbler. Einige Sparten im Handwerk eignen sich bestens dafür, nach der Lehre und der Gesellenzeit eine Fortbildung zum Restaurator zu absolvieren. Das ist besonders aussichtsreich in den Bereichen Denkmalschutz oder Möbelrestauration.
Der direkte Einstieg
Da der Beruf Kunsthandwerker nicht geschützt ist, kann jeder mit einer handwerklichen und kreativen Begabung freiberuflich darin arbeiten. Für diese Tätigkeit sollte man jede Menge Ideen und Geschick mitbringen. Nichts für Menschen mit zwei linken Händen! Aber mit einer entsprechenden Begabung lässt sich davon gut leben. Dazu gehört aber nicht nur der kreative Teil, als Freiberufler ist man auch für den Vertrieb seiner Waren zuständig. Dies geschieht meist auf Handwerks- oder anderen Märkten und Handwerkskunstmessen. Deshalb sollte man ein Gespür für den aktuellen Markt, den Geschmack der Kunden und ein wenig Wissen über Werbung in eigener Sache mitbringen.
Hochschulen für das Kunsthandwerk
In mehreren deutschen Städten kann man Kunsthandwerk an Hochschulen studieren. Hier sind einige Beispiele:
Leipzig
Die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bietet Studiengänge in den Bereichen Malerei/ Grafik, Buchkunst/ Grafik-Design, Fotografie und Medienkunst an. Dort werden auch die inzwischen raren Fächer Illustration und Schrift angeboten.
Berlin
Die Hochschule der Künste in Berlin vertritt die Fachrichtungen Produkt-, Bekleidungs- und Textilgestaltung. Ebenso werden dort Modedesign und Produktdesign gelehrt.
Düsseldorf
Vielseitig ist die Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie bietet Veranstaltungen und Studien in den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Baukunst, Bühnenbild sowie Fotografie und Film an.
Hamburg
Eine besonders renommierte Hochschule ist die Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Sie blickt auf eine lange Tradition zurück, bereits im Jahr 1767 wurde sie die allererste Gewerbeschule in Deutschland. Nach den Städten Düsseldorf und Berlin findet man dort das breiteste Angebot im Bereich der Ausbildung zum Kunsthandwerker im Hochschulbereich. Hier stehen den Studenten 17 Werkstätten zur Verfügung. Das Studium ist also sehr nah an der Praxis orientiert. Die Studierenden können in den Werkstätten ganz traditionelle Materialien kennen lernen wie Holz oder Metall. Aber auch moderne Medien haben ihren Platz im praktischen Teil dieses Studiums.
Münster
Freie Künstler in den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Grafik, Film, Siebdruck, Keramik, Gips, Metall, Kunststoff und Holz werden in Münster an der Kunstakademie Münster Hochschule für Bildende Künste fundiert ausgebildet.
Bildbände zum Kunsthandwerk
Schönes zum Ansehen und Lesen
Zuerst möchten wir das Buch „Vom Zauber schöner Dinge. Traditionelle Alltagsgegenstände aus den USA“ von Noelle Bittner und Natasha Milne vorstellen. Dieser liebevoll ausgestattete Bildband zeigt zwölf Arten von traditionellen amerikanischen Gegenständen aus dem Alltag, die einen guten Einblick in das typische Kunsthandwerk der USA liefern. Die Objekte wie Quilts, Stühle oder Schachteln werden dem Leser im Zusammenhang mit ihrer Geschichte präsentiert. Ein schönes Buch voller wunderbarer Abbildungen und wertvoller Informationen!
Aus der Region Südtirol erzählt der Bildband „Handwerk in Südtirol: Tradition, Design, Kunst und guter Geschmack“ von Shirlin Tandon und Christian Gufler. Die handwerklichen Künstler aus Südtirol werden in einzelnen Berufssparten und Betrieben vorgestellt. Dabei legt dieses Buch besonderen Wert auf die Vermittlung der Tradition, Qualität und Innovation des Kunstgewerbes aus Südtirol.
Ein spezielles Werk über die Sparte Keramik hat die Autorin Ingrid Vetter unter dem Titel „Keramik in Deutschland 1955 bis 1990: Die Sammlung Hinder/ Reimers“ verfasst. Ausführlich wird in diesem Buch das keramische Schaffen in Deutschland dokumentiert. Freie Arbeiten werden ebenso vorgestellt wie Plastiken unter der Berücksichtigung von zeitgenössischen Strömungen der Kunst. Besonders interessant ist in diesem Werk die Thematisierung des fließenden Übergangs zwischen angewandter Kunst und Handwerk am Beispiel der keramischen Arbeiten.
Die bunte Metropole Berlin hat die Menschen schon immer zu künstlerischen Höchstleistungen inspiriert. Da bildet auch das Kunstgewerbe keine Ausnahme, davon kann man sich im Werk „Handwerk, Design, Kunst & Tradition in Berlin“ von Hanne Bahra und Axel Nickolaus bildreich überzeugen lassen. Denn auch die Kunst der dynamischen Metropole hat seine Wurzeln in der handwerklichen Tradition. In diesem Bildband werden ganz besondere Bereiche aus dem Kunstgewerbe vorgestellt von der Glasschleiferei, der Korsettmacherei bis zur Porzellanmanufaktur. Der geneigte Leser kann sich hier auch über weniger bekannte Techniken im Bereich des Kunsthandwerks informieren und erstaunliche Bilder darüber ansehen. Aber auch den bekannten Bereichen des Kunstgewerbes wie der Kunsttischlerei oder der Schuhmacherei bietet dieses Buch Raum und Text. Es ist spannend und informativ zu sehen und zu lesen, wie sich aus dem brodelnden Kessel von Berlin eine Symbiose von altem Handwerk und neuer Kunst entwickelt hat.
Über eine ganz moderne Technik informiert das Buch „Digitale Filmherstellung. Die Veränderungen in Kunst und Handwerk des Filmemachens“ von Thomas Ohanian und Michael Phillips. In diesem Buch wird das gesamte Spektrum der digitalen Tools der Filmproduktion vorgestellt. Denn zu den modernen Kunsthandwerken gehört auch die Fotografie und der Film. Besonders spannend ist in diesem Buch das Kunstgewerbe in der Grenze zwischen Handwerk und Kunst dargestellt.